Open Access Week 2018 – Tag 4

Ein Beitrag von Arvid Deppe, Stellvertretender Leiter der Abteilung III: Digitale Bibliotheksdienste, Referat Forschungsdatenmanagement, Fachreferent für Klassische Philologie, Allgemeines, Informations- und Bibliothekswissenschaft

Unterwegs auf dem Grünen Weg des Open Access
Es gibt zahlreiche Gründe für Wissenschaftler/innen, OA zu veröffentlichen; erhöhte Sichtbarkeit, höhere Zitationsraten und Stärkung der Autorenrechte sind nur einige davon. Auch die Verpflichtung oder Empfehlung von Förderern kann eine Rolle spielen. Wie aber OA publizieren, wenn im eigenen Fachbereich keine passende OA-Zeitschrift existiert? Nicht selten wird hier der Weg des „hybriden OA“ gegangen – ein Weg, der den Wunsch nach OA kurzfristig erfüllt, einer nachhaltigen OA-Entwicklung aber entgegensteht.

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Eine bewährte Alternative ist hier der Grüne Weg, d.h. die Archivierung von Artikeln auf institutionellen oder fachlichen Dokumentenservern, sogenannten Repositorien.
Die Universitätsbibliothek Kassel betreibt seit 2006 das Hochschulrepositorium KOBRA. Hier können Universitätsangehörige wissenschaftliche Ergebnisse archivieren und weltweit entgeltfrei zugänglich machen. Dies umfasst die Zweitveröffentlichung bereits publizierter Beiträge, aber auch die schnelle, unkomplizierte Primärveröffentlichung von Dissertationen sowie die Bereitstellung von z.B. Lehrmaterialien, Postern, Arbeitspapieren, Reports usw.

Aber ist eine Zweitveröffentlichung so einfach möglich? In der Regel ja. Ob, wann und in welcher Form ist jedoch abhängig von verschiedenen Faktoren, u.a. von der beanspruchten Rechtsgrundlage: So erlaubt z.B. das Urheberrecht (§38), Werke nach Ablauf eines Jahres anderweitig zu veröffentlichen, Verlage schließen diese Option jedoch meist vertraglich aus. In ihrer OA-Policy fordert die Universität Kassel ihre Angehörigen deshalb auf, sich gemäß den Richtlinien der DFG Richtlinien der DFG bei Verlagsverträgen ein entsprechendes Recht zur Selbstarchivierung vorzubehalten. Jenseits von vertraglichen Festschreibungen existiert seit 2014 auch ein Zweitveröffentlichungsrecht für wissenschaftliche Beiträge, das aufgrund der einschränkenden Bedingungen allerdings vielfach kritisiert wird.

Eine wachsende Zahl an Verlagen erlaubt die Zweitveröffentlichung auf einem Repositorium mittlerweile standardmäßig, aber zu sehr unterschiedlichen Bedingungen: so darf oft nur die Manuskriptversion veröffentlicht werden, ein festgelegter Zeitraum muss verstrichen sein (Embargo) oder eine bestimmte Art von Plattform muss gewählt werden. Einen Wegweiser durch die Verlagspositionen bietet die SHERPA/RoMEO-Liste, wobei im Zweifelsfall individuelle vertragliche Regelungen Vorrang besitzen.
Darüber hinaus werden Zweitveröffentlichungsrechte zunehmend auch in Lizenzverträge integriert – hier sind v.a. die Allianz- und Nationallizenzen zu nennen. An Tools zur effizienten Inanspruchnahme dieser verhandelten OA-Komponente arbeiten derzeit z.B. die DFG-Projekte OA-EZB und DeepGreen.

Wesentlich einfacher wird es, wenn ein Repositorium für die Primärpublikation wissenschaftlicher Werke – etwa zur Erfüllung der Veröffentlichungspflicht einer Dissertation – genutzt wird. Da die Rechte hier vollständig bei den Autor/innen liegen, können diese frei und differenziert über die Nachnutzungsbedingungen entscheiden, z.B. durch die Vergabe einer entsprechenden CC-Lizenz.
Repositorien sind wichtige infrastrukturelle Eckpfeiler der OA-Transformation: sie sichern schnelle und freie Zugänglichkeit, langfristige Verfügbarkeit und dauerhafte Adressierbarkeit. Die Sichtbarkeit wird durch die Auffindbarkeit über Bibliothekskataloge und gängige Suchmaschinen sowie die Indexierung in BASE (Bielefeld Academic Search Engine) maximiert. BASE ist auch eine der Quellen, deren sich das äußerst interessante Browser-Plugin unpaywall bedient, um beim Besuch der Abstract-Seite eines lizenzpflichtigen Artikels alternative OA-Versionen zu suchen und direkt zugänglich zu machen.

Repositorien werden im Rahmen weltweiter Initiativen (COAR) zunehmend standardisiert und vernetzt, aber auch weiterentwickelt. Dabei geht es nicht nur um Mehrwerte der Nutzung wie Verlinkung, Versionierung, Peer-Review, Annotation, Discovery, Statistiken, Forschungsdaten u.a., sondern auch um die strategische Frage, wem Publikationsinfrastruktur gehört und ob – provokativ gefragt – wissenschaftlicher Output überhaupt den Wissenschaftskontext verlassen muss oder ob etwa Qualitätssicherung, Verbreitung und Metrik nicht als selbstorganisierter Prozess innerhalb der Wissenschaft verbleiben könnten und wie eine geeignete Infrastruktur hierfür aussehen könnte. Entsprechend haben Repositorien das Potenzial, auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Wissenschaftskommunikation zu spielen.

Zum Abschluss der OA-Woche werden wir morgen zurück auf den Goldenen Weg gehen und einen Blick auf den Bereich der OA-Monografien werfen.

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