Kasseler Teilnachlass von Franz Rosenzweig ist online

Ein Beitrag von Dr. Brigitte Pfeil (Leitung Abt. IV: Landesbibliothek)

Seit seiner Erwerbung durch die Universitätsbibliothek Kassel 2006 gehört der Kasseler Teilnachlass von Franz Rosenzweig – einem der bedeutendsten und einflussreichsten Religionsphilosophen deutscher Sprache – zu den am stärksten nachgefragten und beforschten Nachlassbeständen des Hauses. Das umfangreiche Material mit Briefen, Briefkopien, Textentwürfen, Fotos und anderen Dokumenten aus der Zeit von 1901 bis 1929 ergänzt die großen Sammlungen von Rosenzweigs Korrespondenz im Leo Baeck Institut (Center for Jewish History) in New York und dem Archiv der Familie Rosenstock-Huessy im Dartmouth College im amerikanischen Hanover.

Totenmaske von Franz Rosenzweig. Foto: Hermann Collischonn (1929)

Erworben werden konnte das bedeutende und zu diesem Zeitpunkt der internationalen Rosenzweig-Forschung nicht oder nur auszugsweise bekannte Nachlassmaterial durch Vermittlung des Kasseler Rosenzweig-Spezialisten Wolfdietrich Schmied-Kowarzik von Rosenzweigs Schwiegertochter Ursula. Gleichzeitig übergab damals Maria Ehrenberg, die Tochter von Rosenzweigs Cousin Rudolf Ehrenberg, ein umfangreiches Konvolut an Originalbriefen aus den Korrespondenzen zwischen ihrem Vater und seinem Cousin, sowie zwischen den Brüdern Rudolf und Hans Ehrenberg an die Bibliothek.

Dass die Familie den wertvollen Bestand der Universitätsbibliothek anvertraute, lag nicht zuletzt auch an deren Verbundenheit mit der Stadt Kassel, in der die Rosenzweig-Ehrenbergsche Verwandtschaft seit dem frühen 19. Jahrhundert ansässig war, und wo Franz Rosenzweig im Haus Untere Königstraße 58 (direkt am Stern) aufgewachsen ist. Nach seiner Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg wohnte Rosenzweig bis zu seinem endgültigen Wegzug nach Frankfurt 1920 mit Unterbrechungen wieder bei seinen Eltern. Diese waren Anfang 1914 in ein repräsentatives Haus am Weinberg (Terrasse 1), nur wenige Meter von der Murhardschen Bibliothek entfernt, gezogen. Von dort aus führte er seine umfangreiche Korrespondenz und arbeitete an seinem Hauptwerk ‚Der Stern der Erlösung‘.

Terrasse 1: Wohnhaus der Familie Rosenzweig ab 1914

Mit der nun aus Eigenmitteln der Universitätsbibliothek durchgeführten Digitalisierung und der elektronischen Bereitstellung des Kasseler Teilnachlasses von Franz Rosenzweig unter der freien Lizenz public domain mark 1.0 auf ORKA, ermöglicht die Bibliothek nicht nur der internationalen Rosenzweig-Forschung, sondern allen Interessierten, einen zeitgemäßen und umfassenden Zugang zu diesem wichtigen Forschungsmaterial.

Zusätzlich erschlossen wird der Bestand sowohl über die zentrale Nachlassdatenbank Kalliope wie auch durch das aktualisierte elektronische Kurzverzeichnis von Barbara Dierichs (veröffentlicht im Repositorium KOBRA), das auch direkte Verlinkungen der Einzelbriefe auf die jeweiligen Digitalisate enthält.


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