Höllenzwang und Pentagramm : Zauberhandschrift in der BB6

Ausschnitt aus der Zauberhandschrift: in ORKA liegt das Digitalisat vor

So sieht sie aus, die Zauberhandschrift. Auf unserem Dokumentenserver ORKA können Sie das komplette Dokument bewundern.

Mögen Sie’s gern gruselig oder lieber rätselhaft? Oder lieber beides? Dann hab ich was für Sie:
was sonst nur in Krimis und Märchen passiert, ist vor kurzem zwei Kolleginnen der Landes- und Murhardschen Bibliothek gelungen: sie „knackten“ einen Geheimcode und legten damit offen, um welche „dunklen Mächte“ sich ein kürzlich erworbener Band aus dem 18. Jahrhundert dreht…

Den Kauf des Manuskriptes hatte der Leiter der Handschriftenabteilung, Dr. Konrad Wiedemann, perfekt gemacht. Zu der Zeit konnte man den Inhalt des Werkes nur grob erahnen. Doch der Geheimcode machte neugierig und die dargestellten alchemistischen Symbole und Pentagramme ließen vermuten, dass es sich um eine Schrift der Freimaurer, Rosenkreuzer oder einer anderen Geheimgesellschaft handeln konnte.

Sauber und ordentlich, trotzdem voller Fehler: der Verfasser der Zauberhandschrift war kein Gelehrter

Sauber und ordentlich, trotzdem voller Fehler: der Verfasser der Zauberhandschrift war kein Gelehrter

So erhielt das nur 86 Seiten starke Bändchen schon beim Eintreffen in die Bibliothek den Spitznamen „Zauberhandschrift“. Und unsere Kollegin Sabina Lüdemann, studierte Arabistin und Judaistin, ruhte nicht eher, bis der Geheimcode entschlüsselt war. Dessen System basiert im Wesentlichen darauf, jeden Buchstaben durch ein Zeichen zu ersetzen; Vokalen wurden gleich mehrere Stellvertreter zugeordnet.
Gemeinsam mit Dr. Brigitte Pfeil, der stellvertretenden Leiterin der Handschriftenabteilung, entschlüsselte sie den gesamten Text und fand heraus, dass es sich dabei um eine Art „Anleitung zur Geisterbeschwörung“ handelte, auch als „Höllenzwang“ bezeichnet.

Leider bleibt die Identität des Autors unbekannt. Doch aufgrund des eher mittelmäßigen Sprachstils und diverser orthographischer Fehler kann davon ausgegangen werden, dass es sich beim Verfasser des Werkes nicht gerade um einen Gelehrten handelte. Und noch ein Weiteres lässt die Ausdrucksweise schließen: es könnte sein, dass der Band aus unserer Region stammt, was der Zauberhandschrift in meinen Augen eine noch größere Faszination verleiht.

Und weil Sie sicherlich jetzt ganz neugierig auf den Inhalt sind, haben wir eine kleine Kostprobe für Sie:

„Wer die Operation | anfangen wil mus | dise Zeichen u. Siegel | wol besorgen |

  1. Zum Ersten auf diesen | Blat komt das 5-Horn | welches unter die|  Füse gelegt wird. |
  2. Kommt das Siegel | auf die Brust dis | kan auf Blei ge|stochen werden|
  3. Komt der Leib|zirkel  [linke Spalte:]
  4. Komt der Zetel | unter den Hut
  5. Komt Mephistofile | als den obersten Fursten sein Zeichen
  6. Folgen die 4 | Pentakel  welche | an den grosen | Kreis angehangt | werden mussen | sie werden auf steife Pape geklebt
  7. Komt den Fursten | Tentas sein Zeichen.“

Ist das nicht ganz großartig?!
Sollten Sie dieser Anleitung folgen, und es widerfährt Ihnen irgendetwas, können Sie uns gern davon berichten. Aber bedenken Sie bitte: wir übernehmen keine Haftung.  😉

Und wenn Sie sich gern noch genauer mit dem Anrufen von Geistern und Höllenzwängen beschäftigen möchten, können sie die komplett digitalisierte Zauberhandschrift auf unserem Dokumentenserver ORKA anschauen.
Doch wer vorhat, den bösen Nachbarn für immer zu verscheuchen, schaue sich die Texte sorgsam an. Denn unter ihnen soll auch ein Liebeszauber sein…

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