Manchmal wünscht man sich einen Haufen Geld, um damit so profane Dinge wie Weltreisen oder Autos zu finanzieren. Manchmal würde man auch, wäre man reich, die Welt verbessern. Und manchmal das Ungewöhnliche tun. Es kommt immer auf die Situation an. Ich z.B. würde, wenn Sie mir jetzt eine – nennen wir sie beeindruckende – Summe überweisen würden, Les Watson einfliegen und sich bei uns mal so richtig austoben lassen. Und wenn ich Ihnen jetzt erkläre, wer Les Watson ist, halten Sie diese Idee vielleicht gar nicht mal für verwegen:
Les Watson arbeitet als freier Berater und Dozent zum Thema Lernraumgestaltung und sagt so geniale Sätze wie:“Wir müssen Wege finden, um unsere Informationsressourcen, den physischen und sozialen Raum sowie die technologische Infrastruktur gestalterisch so zu integrieren, dass durch die Synthese all dieser Bestandteile eine wirklich leistungsfähige Lernumgebung entsteht.“
Er setzt dabei seinen Schwerpunkt auf die Innenarchitektur, glaubt daran, „menschliches Verhalten durch Raumgestaltung zu kontrollieren oder zumindest zu beeinflussen; durch Möbel, Farben und die Atmosphäre eines Raumes“ und schafft dabei so unglaublich kreative Konstruktionen wie die aufblasbaren Iglus, die im Saltire Centre der Glasgow Caledonian University eingesetzt wurden, um „semi-private Räume“ zu schaffen. Dort können sich Nutzer, inmitten des Großraumes Bibliothek in einen kleinen eigenen Bereich zurückziehen, der Geräuschpegel von außen wird ausgeblendet. So ist man mitten drin und doch „außen vor“.
Die Raumkonzepte im Saltire Centre sind gestuft. Während im Eingangsbereich und Erdgeschoß eine marktplatzähnliche Atmosphäre herrscht, vermittelt das oberste Stockwerk ein Gefühl, als sitze man in einem gemütlichen Wohnzimmer. Hier herrscht Stille.
Doch, so betont Les Watson, ist es „wichtig, die Balance zwischen den verschiedenen Raumtypen über das Jahr und den studentischen Lernzyklus hinweg justieren zu können. In Prüfungszeiten werden mehr stille Arbeitsplätze benötigt, weil das Lernen in diesen Phasen viel individueller abläuft.“ ‚Flexible Räume‘ ist hier das Zauberwort.
Insgesamt sieht Les Watson die Bibliothek der Zukunft als einen der sogenannten ‚Third places‘, wie es z.B. auch Cafés, Buchläden oder Vereine sind. „Dritte Orte […] sind weder Arbeitsplatz noch Zuhause, sondern öffentliche, gesellige und inspirierende Orte, die wichtig für das Leben und den Gemeinschaftssinn eines Menschen sind.“ (alle Zitate aus: BuB, 2012, 11/12, S. 778, Interview mit Dr. Salina Braun, Fachreferentin für Pädagogik, Psychologie, Publizistik und Medizin an der UB Kassel.)
All diese wunderbaren Zukunftsvisionen machen Lust, die Ärmel hochzukrempeln und mit der bald anstehenden Sanierung der Bibliothek am besten gleich zu starten. Und wären wir reich, würden wir Iglus bauen…