Zahlreiche wertvolle Druckerzeugnisse aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts übergab der Inhaber des Melsunger Bernecker-Verlags, Conrad Fischer, kürzlich an die Universitätsbibliothek Kassel. Die großzügige Spende umfasst mehr als 150 Drucke und Zeitungsbände.
Mit dem Erwerb dieser seltenen Bücher und Zeitschriften können Bestandslücken im Bereich der Hassiaca (Literatur aus und über Hessen) geschlossen werden, die seit dem vernichtenden Brand des Museum Fridericianum im Herbst 1941 bestanden hatten. Damals wurden nahezu alle von der Landesbibliothek seit der Mitte des 18. Jahrhunderts systematisch gesammelten Verlagsprodukte, die im Gebiet der Landgrafschaft gedruckt worden waren, zerstört.
Der Bernecker-Verlag, 1869 ursprünglich als Zeitungsverlag zur Herausgabe des Melsunger Wochen- und Tageblatts gegründet, verlegt und druckt heute neben regionalen Titeln vor allem Sachtexte. Unter Konrad Bernecker, dem Urgroßvater des heutigen Firmenchefs, entwickelte sich das Haus seit den 1920er Jahren mit dem Heimatschollen-Verlag jedoch zu einem der wichtigsten Verleger nordhessischer Autoren.
Inzwischen fast vergessene, vor dem zweiten Weltkrieg allerdings sehr bekannte Heimatdichter wie Heinrich Ruppel, Will Scheller und andere verfassten für den Verlag bis in die 1950er Jahre hinein eine Vielzahl von kleinen Theaterstücken und Weihnachtsspielen für die damals populären Laienbühnen. Die schmalen Heftchen, die diese vor dem Fernsehzeitalter so beliebte Form der Freizeitgestaltung dokumentieren, sind heute kaum noch in Bibliotheken zu finden. Umso erfreulicher ist es, dass die Universitätsbibliothek Kassel dank der jetzigen Schenkung nahezu die komplette historische Verlagsproduktion des Heimatschollen-Verlags wieder in ihrem Bestand nachweisen kann.
Auswahl seltener Stücke aus der Verlagsproduktion im Onlinearchiv der Universität Kassel ORKA