Die Geschichte von Landgraf Karl, einem Experimentiertagebuch und dem japanischen Fernsehen

Senguerdsche Luftpumpe1

Die Senguerdsche Luftpumpe: ist sie die „Mutter“ der Wilhelmshöher Wasserfontäne?

Wie passt das denn alles unter einen Hut?, werden Sie sich jetzt fragen. Die Antwort ist ganz einfach und die Geschichte schnell erzählt:
Sie beginnt mit der Aufnahme des Bergparks Wilhelmshöhe in die Unesco-Weltkulturerbeliste . Der japanische Fernsehsender NHK , der einzige öffentlich-rechtliche Rundfunksender in Japan, dreht gerade eine Serie über Weltkulturerbestätten in Europa. Für den deutschen Beitrag suchten sich die verantwortlichen Redakteure die Altstadt Stralsunds und … ja, eben Kassels Bergpark aus.

Sich mit Bergpark und seinen Wasserspielen vertraut machend, stieß das Fernsehteam schnell auf den Landgrafen Karl, dessen naturwissenschaftliches Interesse die Konstruktion der Spiele erst ermöglichte. Holte er doch zum ausgehenden 17. Jahrhundert den französischen Physiker, Mathematiker und Erfinder Denis Papin an seinen Hof und ließ ihn zahlreiche naturwissenschaftliche Versuche unternehmen, die allesamt das Ziel verfolgten, naturphilosophische Fragen experimentell zu lösen.

All dies wurde dokumentiert in einem sogenannten „Experimentiertagebuch“ aus dem Jahr 1694. Dieses „Diarium Experimentale“, bestehend aus insgesamt 12 Versuchen, erregte in der damaligen Zeit einiges Aufsehen. Denn es „förderte einige Indizien zu Tage, welche schlussendlich zu einer Beantwortung bislang offener Fragen beitragen [konnten]“, wie Peter Schimkat in einem Artikel über Denis Papin und die Luftpumpe schreibt (s. Denis Papin : Erfinder und Naturforscher in Hessen-Kassel / Frank Tönsmann und Helmuth Schneider (Hg.), Sign.: 35 Hass 2010 A 1052). Doch dann war das Experimentiertagebuch plötzlich nicht mehr aufzufinden und „es erschien lange Zeit sogar fraglich, ob sich das Manuskript überhaupt erhalten hatte.“

Das "Diarium Experimentale" enthält u.a. die spektakuläre Vorführung der Apfelentkernung mittels einer Luftpumpe...

Das „Diarium Experimentale“ enthält u.a. die spektakuläre Vorführung der Apfelentkernung mittels einer Luftpumpe…

Aber erschrecken Sie nicht: Ende gut, alles gut. Das Experimentiertagebuch „lebt“ und befindet sich wohlbehalten unter den Handschriften der Landesbibliothek. Da wir es auf ORKA , unserem Open Repository, digitalisiert haben, können Sie sogar gleich mal einen Blick hineinwerfen.

Beim japanischen Fernsehsender NHK war natürlich das Interesse geweckt und eh wir uns versahen, hatten wir die Anfrage zur Drehgenehmigung dieses Tagebuchs auf unserem Tisch.
Der leitende Bibliotheksdirektor Dr. Axel Halle war über den Besuch des Kamerateams hoch erfreut. Und auch das Team selbst hatte bei den Dreharbeiten sehr viel Spaß.

In Begleitung eines Kollegen der deutschen „werwiewas Medienproduktion„, der auch als Dolmetscher fungierte, drehte die dreiköpfige NHK-Mannschaft eine gute Stunde in den Räumen unserer Bibliothek und zeigte sich nicht nur fasziniert von der alten Handschrift, sondern begeisterte sich fast ebenso sehr an den Bleischlangen, die die Kollegen zum Fixieren des Bandes einsetzten… nun ja.
Im Anschluß an den Dreh ging es gleich weiter zum astronomisch-physikalischen Kabinett.

So bleibt uns nur noch, für den netten Besuch zu danken. Wir warten mit Spannung auf den japanischen Bericht über Karl, sein Buch und seinen Park … auch, wenn wir wohl kein Wort verstehen werden 🙂

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