Ein Beitrag von Arvid Deppe, Stellvertretender Leiter der Abteilung III: Digitale Bibliotheksdienste, Referat Forschungsdatenmanagement, Fachreferent für Klassische Philologie, Allgemeines, Informations- und Bibliothekswissenschaft
Journals auf dem Weg zum Goldenen Open Access
Keine Frage, Verlage leisten wichtige Arbeit in der Wissenschaftskommunikation – und diese Leistungen kosten Geld. Im klassischen Subskriptionssystem wird dies über die Bereitstellung des Zugriffs erwirtschaftet. Der Paradigmenwechsel durch das OA-Prinzip besteht nun darin, die Kosten dort zu veranschlagen, wo sie entstehen, bei den Autor/innen. Aber wie genau sieht das aus, wer zahlt und wofür?
Zwar erlauben viele Zeitschriften – etwa in der Trägerschaft von Fachgesellschaften/-gemeinschaften oder Institutionen – kostenloses Publizieren. Der weitaus größte Teil von OA-Artikeln wird jedoch über APCs (article processing charges) finanziert. Erste große Spieler auf diesem Markt waren BioMed Central (2000, seit 2008 Teil von Springer), Public Library of Science (PLOS, 2001) und Copernicus (2001). Nach anfänglichen Protesten erkannten auch die großen kommerziellen Verlage das wirtschaftliche Potential von Open Access und bieten zunehmend OA-Zeitschriften, aber auch das höchst umstrittene „hybride OA“ an, bei dem der Autor/die Autorin einen Artikel in einem herkömmlichen Journal „freikauft“.
In vielen Disziplinen haben sich seitdem OA-Journals etabliert und Veröffentlichungen werden als natürliche Kosten der Wissenschaftskommunikation verstanden. Bibliotheken tragen diesen Wandel in der Literaturversorgung nicht zuletzt durch Finanzierung von APCs mit. 2013 wurde zu diesem Zweck – später gefördert durch die DFG – ein Fonds aufgesetzt, über den bis dato mehr als 100 OA-Publikationen von Kasseler Wissenschaftler/innen gefördert wurden. Mit ihrem OA-Fonds bietet die UB Kassel einen lokalen Baustein zur umfassenden OA-Transformation des Publikationsmarktes. Mit der Unterzeichnung der internationalen OA-2020-Initiative unterstützt die Universität Kassel diesen Prozess zusätzlich. Dass eine solche Transformation des Systems finanziell möglich wäre, hat eine 2015 durchgeführte Untersuchung der Max-Planck-Gesellschaft gezeigt.
Der im Rahmen von OA2020 angestrebte Wandel hin zu OA wird durch unterschiedliche Initiativen realisiert: Zum einen gibt es Modelle konsortialer Finanzierung. Zu den bekanntesten gehören SCOAP3 aus der Hochenergiephysik und Open Library of Humanities (OLH), ein konsortial finanzierter Verlag für Sozial- und Geisteswissenschaften, zu dem seit 2016 auch Glossa gehört. Glossa war vom Herausgeberkreis der Elsevier-Zeitschrift Lingua gegründet worden, nachdem Versuche einer verlagsinternen OA-Transformation der Zeitschrift erfolglos blieben. Ebenso wurde auch Springers Journal of Algebraic Combinatorics 2017 unter dem Dach von MathOA zur OA-Zeitschrift Algebraic Combinatorics.
Als Übergangsmodelle und erster Einstieg in den OA werden außerdem oft sogenannte „Offsetting-Verträge“ verhandelt. Hier verrechnen Verlage die zu zahlenden APCs mit den bestehenden Subskriptionskosten. Dadurch soll eine schrittweise Umstellung in den OA ohne zusätzliche Kosten gelingen.
Im Auftrag der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen werden im sogenannten DEAL-Projekt bundesweite Lizenzverträge mit Elsevier, Wiley und Springer verhandelt, die ebenfalls eine OA-Komponente beinhalten sollen. Wie es derzeit um diesen Versuch bestellt ist, die drei Großverlage auf dem Goldenen Weg voran zu bringen, darüber berichten wir morgen.