Ein Beitrag von Dr. Brigitte Pfeil, Leitung Abteilung IV: Landesbibliothek und Leitung Sondersammlungen und Dr. Timo Kirschberger, Fachreferat Hassiaca
Nun gut, mit der Bayerischen Staatsbibliothek, die inzwischen 2,5 Millionen Digitalisate online gestellt hat, können wir natürlich nicht mithalten … Trotzdem sind wir schon auch ein bisschen stolz darauf, dass wir heute in ORKA das 20.000ste Objekt online gestellt haben.
Seit Ende 2010 betreiben wir an der Universitätsbibliothek Kassel unser digitales Onlinearchiv ORKA, in dem wir Forscher*innen und anderen Interessierten aus aller Welt Digitalisate zahlreicher wertvoller Stücke aus unseren Sammlungen wie Handschriften und Musikalien, aber auch Karten, Drucke, Fotografien oder Adressbücher kostenfrei zugänglich machen.
Inzwischen konnten wir in ORKA über 650.000 Scans online bereitstellen und damit auf eine Vielzahl von Nutzerwünschen reagieren. Denn vieles von dem, was in ORKA zu sehen ist, wurde auf gezielte Nachfrage von Forscher*innen schnellstmöglich durch unsere beiden Scanspezialisten in der Digitalisierungswerkstatt bearbeitet und mit Hilfe der Kolleginnen des ORKA-Teams online gestellt. Als 20.000stes Objekt haben wir einen „Gärtnerbrief“ ausgewählt, den wir jüngst erwerben konnten.
Es handelt sich um einen äußerst aufwendig und prachtvoll gestalteten Lehrbrief für den Gärtnergesellen Heinrich Schuriem aus dem Jahr 1808, der von besonderem lokalhistorischen Interesse ist. Er stammt aus der Zeit, als Kassel Hauptstadt des kurzlebigen, durch Napoleon Bonaparte errichteten Königreiches Westphalen (1807-1813) war. Schuriem hatte seine Ausbildung im königlichen Küchengarten in der Aue absolviert. Sein Lehrherr war der königlich-westphälische Hofgärtner Conrad Stumpfeld gewesen, der ihm mit diesem Dokument den Abschluss der Lehre bescheinigt und ihm sowohl fachliche Kompetenzen als auch einen guten Leumund attestiert.
Der Lehrbrief ist auf einen Pergamentbogen geschrieben, dessen oberer Rand zu einer Lasche für ein farbiges Seidenband umgeklappt und kunstvoll gestaltet ist. Dort finden sich zwei Federzeichnungen mit Motiven aus dem Bergpark Wilhelmshöhe – links die Eremitage des Sokrates (1775) und rechts der Aquädukt (1788-1792). Die Zeichnungen stammen vermutlich von der Mutter Conrad Stumpfelds, der Landschaftsmalerin Johanna Amalie Caroline Stumpfeld.
Links:
Onlinearchiv der Universität Kassel ORKA
Lehrbrief für den Gärtnergesellen Heinrich Schuriem