Museum Fridericianum

Auch wenn die Universität Kassel als Neugründung der 1970er Jahre erst auf eine relativ kurze Geschichte zurückblickt, verwaltet sie doch ein stattliches historisches Erbe:
In diesen Tagen feiert der älteste Teil der Universitätsbibliothek Kassel, die Landesbibliothek, ihren 435. Geburtstag. Mit einem kleinen Portrait ihrer wechselvollen Geschichte wollen wir an das Jubiläum erinnern:

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Älteste Darstellung des Hessischen Wappens im Willehalm Kodex aus dem Bestand der Landesbibliothek

Die Geburtsurkunde der Landesbibliothek Kassel, heute Teil der Universitäts-bibliothek, ist auf den 20. November 1580 ausgestellt. Damals wurde der Renthof als Verwaltungssitz der Landgrafschaft Hessen-Kassel fertiggestellt. Im Inventar des Renthofs wurde die landgräfliche Bibliothek erstmals erwähnt. Somit führt die Bibliothek ihre Geschichte auf Landgraf Wilhelm IV (1531-1592), genannt der Weise, zurück. Sie diente neben Verwaltungszwecken vor allem den weit gespannten Bildungs- und Forschungsinteressen dieses bedeutenden Renaissancefürsten, der unter anderem die erste ortsfeste Sternwarte nördlich der Alpen errichten ließ und dessen wissenschaftliches Werk heute noch in der Universitätsbibliothek verwahrt wird. Auf seinen Nachfolger, Moritz den Gelehrten (1572-1632), gehen die überragenden Bestände zur Musik um 1600 und zur Alchemie zurück. Dessen Sohn wiederum verleibte während des Dreißigjährigen Krieges die Bestände der Fuldaer Bibliotheken der Landesbibliothek ein. Zu diesen Schätzen gehören unter anderem das berühmte Hildebrandlied sowie weitere karolingische Handschriften.

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Das Kasseler Museum Fridericianum – Sitz der Landesbibliothek von 1779 bis 1941

Nach den Anfängen im Renthof zog die Landesbibliothek 1779 in das neu errichtete Museum Fridericianum ein. Dort wurde Wilhelm Grimm 1814 Bibliothekssekretär und 1816 auch Jacob Grimm zweiter Bibliothekar. Beide bezeichneten die Zeit ihrer bis 1829 dauernden Tätigkeit als die fruchtbarste ihres Lebens. Sie schufen erhebliche Teile und viele Grundlagen ihres überragenden Lebenswerkes in ihrer Kasseler Zeit als Landesbibliothekare. In Erinnerung an diese großen Bibliothekare und Wissenschaftler wurde ab den 1880er Jahren in der Landesbibliothek eine eigene, bedeutende Grimm-Sammlung aufgebaut, zu der seit 1932 auch die Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen gehören.
Von 1913 an war die Landesbibliothek alleinige Nutzerin des Museums Fridericianum. Als eine der ersten bedeutenden Kulturstätten auf deutschem Boden wurde die Bibliothek im Zweiten Weltkrieg durch einen Luftangriff 1941 zerstört, die Druckschriften weitgehend vernichtet. Trotz schwerer Verluste entgingen etliche wichtige historische Zeugnisse allerdings der Vernichtung.

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Die Murhardsche Bibliothek beherbergt heute auch die Bestände der Landesbibliothek

Heute sind die Schätze der Landesbibliothek, die einen Wert von über 200 Millionen Euro haben, am Standort Brüder-Grimm-Platz im Gebäude der Murhardschen Bibliothek untergebracht. Sie werden dort in der Abteilung Sondersammlungen der UB Kassel verwahrt und erforscht. Hier stehen sie – sofern nicht im Open Repository Kassel (ORKA) bereits digitalisiert – für die Forschung zur Verfügung. Mit der Sanierung des Gebäudes Murhardsche Bibliothek werden auch für die Landesbibliothek angemessene, moderne Räume für die Nutzung dieses wertvollen Erbes geschaffen. Im neu zu errichtenden Anbau wird ein fast 200 qm großer Ausstellungstresor mit umlaufenden Ausstellungsvitrinen eingerichtet, um ausgewählte Schätze mit Weltbedeutung ab 2018/19 endlich wieder präsentieren zu können. (Dr. Axel Halle)

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