Murhardsche Bibliothek „teileröffnet“

Lichtdurchflutet, mit einer Schatzkammer und mit einem neuen Anbau präsentiert sich die Murhardsche Bibliothek nach aufwendiger Sanierung. Am 19. November wurde die „Teileröffnung“ mit hohem Besuch gefeiert, am 23. November können sich Interessierte an einem Tag der offenen Tür durch das Gebäude führen lassen.

Die auf der „Kasseler Museumsinsel“ am Brüder-Grimm-Platz prominent gelegene historische Murhardsche Bibliothek wird seit 2017 aufwendig saniert und wurde u.a. um einen dreistöckigen Anbau nach Nordwesten erweitert. Dieser Teil sowie der sanierte sogenannte Kopfbau mit dem Eingangsbereich wurden nun freigegeben und damit der zweite und dritte Bauabschnitt des Gesamtprojekts beendet. Die Fertigstellung des vierten und letzten Bauabschnitts – des Südflügels – folgt frühestens 2026.

 „Die Baumaßnahme zeigt unser Engagement für Bildung, Forschung und den Zugang zu Wissen für alle“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Bibliotheken bewahren seriöse Quellen für Forschung und den gesellschaftlichen Diskurs. Sie sind Orte des Lesens, Nachdenkens und des Austausches. Im Prozess unserer demokratischen Willensbildung sind sie unverzichtbar. Deshalb haben wir dieses wichtige Projekt gern mit rund 16,6 Millionen Euro aus unserem Hochschulbauprogramm HEUREKA unterstützt.“

 „Die Murhardsche Bibliothek – von den Brüdern Murhard als Bürgerbibliothek initiiert – ist ein bedeutender Pfeiler unserer städtischen Wissensversorgung“, sagte Dr. Sven Schoeller, Oberbürgermeister der Stadt Kassel. „Mit ihren kulturhistorisch und wissenschaftlich bedeutenden Beständen stehen die Murhardsche und die Landesbibliothek interessierten Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt ebenso zur Verfügung wie Forscherinnen und Forschern aus der ganzen Welt. Das Gebäude ist zugleich prägender Bestandteil des Brüder-Grimm-Platzes, um welchen zahlreiche bedeutende Kultureinrichtungen angesiedelt sind und der sich zu einem innerstädtischen kulturellen Zentrum entwickelt hat. Insofern freue ich mich sehr, dass der Murhardschen Bibliothek durch die Sanierung und Erweiterung, in deren Rahmen nun ein wesentlicher Meilenstein erreicht wurde, die Wertschätzung zukommt, die ihrer Relevanz innerhalb des Wissenschaftsstandorts Kassel, aber auch weltweit gerecht wird.“

„Die komplexen Sanierungs- und Baumaßnahmen an der Murhardschen Bibliothek waren und sind auch für den LBIH mit besonderen Herausforderungen verbunden“, erklärte der Direktor des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH) Thomas Platte und erläuterte: „Beispielhaft sei die Realisierung des 330 qm großen Lesesaals mit der einladenden Fensterfront zum Park hin oder auch der im Neubau gelegene Ausstellungsraum erwähnt, der hohen konservatorischen und sicherheitsrelevanten Standards obliegt. Damit die Schätze der Bibliothek gut geschützt sind wurde und wird in der Murhardschen Bibliothek ein sehr hoher technischer Standard verbaut, um beispielsweise optimale klimatische Verhältnisse für die vielen Bücher und Schriften zu gewährleisten. Umso mehr freue ich mich, dass nun ein weiterer Bauabschnitt fertiggestellt wurde und die Teileröffnung offiziell gefeiert werden konnte.“

„Die Universität ist froh, dass dieser wichtige Abschnitt der Sanierung nun geschafft ist und dieser Gebäudeteil voll nutzbar ist“, kommentierte der Kanzler der Universität, Dr. Oliver Fromm. „Wir hoffen, dass die restlichen Arbeiten nun zügig vorangehen und wir insbesondere den für die Außenwirkung wichtigen Eulensaal im Südflügel möglichst bald wieder bespielen können.“

Nach sieben Jahren Sanierung und Bau im laufenden Betrieb beendet die Teileröffnung einen wichtigen Bauabschnitt, der wieder das Betreten durch das historische Hauptportal und den Zugang zum Neubau ermöglicht. Der Neubau zeichnet sich durch seine nachhaltige Bauweise und eine moderne gebäude- und sicherheitstechnische Ausstattung aus. Er umfasst ein hochmodernes Magazin, einen lichtdurchfluteten Lesesaal mit 30 Leseplätzen sowie einen großzügigen Ausstellungsraum (210 qm), um (voraussichtlich ab 2026) die kostbaren historischen Bestände – z.B. mittelalterliche Handschriften – gut geschützt zu präsentieren.

Der Kopfbau der denkmalgeschützten Murhardschen Bibliothek wurde behutsam modernisiert. Er verfügt über einen Sonderlesesaal mit acht Leseplätzen für konzentriertes Arbeiten mit kostbaren Originalen und einen Schulungsraum mit 15 Arbeitsplätzen. Die Innenräume wurden so gestaltet, dass sie den historischen Charakter behalten, gleichzeitig aber die Anforderungen an einen modernen Lern- und Arbeitsort in einer wissenschaftlichen Bibliothek und zeitgemäße energetische Standards erfüllen. Die neu geschaffenen Bereiche sind barrierefrei zugänglich.

Im letzten Bauabschnitt folgen nun die Sanierungsarbeiten im Südflügel, der u.a. den historischen Eulensaal beherbergt. Vollständig zugänglich wird die Bibliothek nach Abschluss aller Bauarbeiten frühestens Mitte 2026 sein. Sie wird dann 700.000 Medien aufnehmen können. Dann können auch wertvolle Originale beispielsweise aus der Handschriftensammlung wieder präsentiert werden.

Das Land Hessen finanziert die Baumaßnahme aus dem Hochschulbauprogramm HEUREKA. Die Kosten belaufen sich insgesamt – also mit dem noch folgenden Bauabschnitt – auf rund 16,1 Mio. Euro. Hinzu kommen 0,5 Mio. Euro für die Erstausstattung. Das Projekt wird vom Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen betreut. Den Neubau hat das Architekturbüro Sichau & Walter (Fulda) entworfen.

Den 55.000 Leserinnen und Lesern der „Universitätsbibliothek, Landesbibliothek und Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel“ stehen die neuen Räumlichkeiten nach jahrelangen Einschränkung und zuletzt einer fünfwöchigen Komplettschließung ab morgen (20. November 2024) wieder zu den regulären Öffnungszeiten zur Verfügung. Darüber hinaus lädt die „Murhardsche“ – wie sie in Kassel genannt wird – die interessierte Öffentlichkeit am 23. November 2024 in der Zeit von 10 – 15 Uhr zum „Tag der offenen Tür“ mit mehreren geplanten Führungen durch die Bibliothek ein. Am 27. November 2024 um 17.30 Uhr lädt die Bibliothek außerdem zu einem Vortragsabend mit Georg Ziereis, Regensburg: „Faszination Faksimile – dem Original so nah!“. Für die Teilnahme ist eine vorherige Anmeldung bis zum 25. November 2024 unter direktion@bibliothek.uni-kassel.de erforderlich.

Hintergrund:

Die Murhardsche Bibliothek ist nach den Kasselern Friedrich und Karl Murhard benannt, die in ihrem Testament 1845 ihrer Heimatstadt ihr Vermögen zur Stiftung einer wissenschaftlichen Bürgerbibliothek hinterließen. Das Neorenaissance-Bibliotheksgebäude wurde 1905 eröffnet und wird seit 1959 gemeinsam durch die beiden Bibliotheken „Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel“ und „Landesbibliothek“ genutzt. Vorausgegangen war der Übergang der Zuständigkeit für die Landesbibliothek, die frühere kurfürstliche Bibliothek, vom Land zur Stadt Kassel 1957. Seit 1976 sind die beiden Bibliotheken Abteilungen der Universitätsbibliothek Kassel und verfügen, insbesondere im Bereich der Handschriften und Autografen, über Bestände von Weltrang. Zu den wertvollsten Beständen der Landesbibliothek zählen bspw. mittelalterliche Handschriften wie das Hildebrandlied aus dem 9. Jahrhundert, eines der ältesten Zeugnisse deutscher Dichtung.


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