Ein weiterer wichtiger Schritt ist getan:
Während der von der UB im November letzten Jahres veranstalteten Open-Access-Podiumsdiskussion berichtete Dr. Ralf Schimmer (Max Planck Digital Library, MPDL) von der bevorstehenden 12. Berlin Konferenz zu Open Access (OA). Dort diskutierten im Dezember 2015 wissenschaftliche Forschungsorganisationen aus aller Welt Wege zur Beschleunigung der OA-Transformation, weg vom Abo-Modell und hin zum freien Zugriff auf wissenschaftliche Zeitschriften. Das Ergebnis ist eine am 21. März 2016 veröffentlichte Absichtserklärung. Zu den Erstunterzeichnern aus Deutschland gehören unter anderem die DFG, die Hochschulrektorenkonferenz, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Max-Planck-Gesellschaft. Die Universität Kassel unterstützt diese OA2020-Initiative ebenfalls und ist nach der Universität Bielefeld seit Ende April die zweite Unterzeichnerin unter den deutschen Hochschulen.
Was genau steht drin, in dieser Erklärung? Die Unterzeichner sehen das derzeitige Publizieren in kostenpflichtigen wissenschaftlichen Zeitschriften kritisch hinsichtlich Zugriffsmöglichkeiten, Kosteneffizienz, Transparenz und Nutzungseinschränkungen.
Um OA weiter voranzubringen, setzten sie sich für eine Umwandlung eines Großteils der bestehenden wissenschaftlichen Zeitschriften hin zum OA-Modell ein. Dazu sollen Gelder, die derzeit in Zeitschriftenabos fließen, umgeschichtet und für nachhaltige OA-Geschäftsmodelle verwendet werden.
Die Erklärung basiert auf der Erkenntnis, dass es zwar schon viele gute und auch gut genutzte OA-Journals gibt, die derzeitige Bewertung wissenschaftlicher Leistung de facto aber oftmals das Publizieren in tradierten Zeitschriften mit hohem Impact Factor verlangt, trotz dessen oft kritisierter Aussagekraft. Die angestrebte Transformation soll es den Autorinnen und Autoren ermöglichen, weiterhin in den von ihnen bevorzugten Zeitschriften zu veröffentlichen und gleichzeitig die Vorteile des OA zu nutzen. Parallel dazu unterstützen die Unterzeichner auch weiterhin die Fortentwicklung neuer und verbesserter Formen des OA.
Einzelne Einrichtungen wie die Universität Kassel können alleine nur wenig bewirken. Die Abbestellung wichtiger Zeitschriftenpakete im Alleingang, um aus der Preissteigerungsspirale der großen wissenschaftlichen Verlage auszusteigen, ist keine realistische Option, würde sie doch lediglich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der eigenen Universität in ihrer Forschungsarbeit behindern, ohne OA wirklich voranzubringen. In einem wachsenden und breit aufgestellten Bündnis aus wissenschaftlichen Organisationen und Einrichtungen, die an einem Strang ziehen, kann es jedoch gelingen, das wissenschaftliche Publizieren langfristig so umzugestalten, dass wissenschaftliche Publikationen online jederzeit und weltweit kostenfrei genutzt und nachgenutzt werden können. Dadurch würden öffentliche Gelder in Zukunft wesentlich effizienter und nachhaltiger eingesetzt als im bestehenden System. Mit ihrer Unterzeichnung der Erklärung versteht sich die Universität Kassel als Teil und Förderer dieses Umwandlungsprozesses.
Information und Beratung: Dr. Tobias Pohlmann
Mail: pohlmann@bibliothek.uni-kassel.de
Tel.: +49 561 804-2529