Heute startet wieder die alljährliche Open Access Week unter dem Motto Open for Whom? Equity in Open Knowledge. Die Budapest Open Access Initiative, gewissermaßen das Gründungsdokument der Open-Acces-Bewegung, hob ein wichtiges Ziel der Open-Access-Transformation hervor:
“Removing access barriers to […] literature will […] share the learning of the rich with the poor and the poor with the rich, […] and lay the foundation for uniting humanity in a common intellectual conversation and quest for knowledge.”
Heute, 17 Jahre später, wird Open Access von einem Finanzierungsmodell dominiert, das auf Artikelgebühren, sogenannten „article processing charges“ (APC) basiert. In ihrer Keynote auf den diesjährigen Open-Access-Tagen hinterfragte Elena Šimukovič diese „Verschiebung der Bezahlschranke vom ‚pay-to-read‘ zum ‚pay-to-say‘-Prinzip“ als „Verschärfung globaler Ungleichheiten“ und „hausgemachte Diskriminierung“ kritisch. Nachhaltigkeit und alternative Finanzierungsformen von Open Access waren daher ein wichtiges Thema der Konferenz.
Diese Diskussion wollen wir aufgreifen. Während der Open Access Week 2019 informieren wir Sie in mehreren Blogbeiträgen über Open Access an der Universität Kassel und gehen dabei auch auf Fragen der Nachhaltigkeit und Unterschiede in den Fachdisziplinen ein. Außerdem laden wir Sie am Mittwoch, 23. Oktober von 10:00 bis 11:30 Uhr zum Workshop A New Era for Open Research ein, in dem Lorna Stimson vom Verlag Wiley und Kai Geschuhn von der Max Planck Digital Library den Open-Access-Transformationsvertrag mit Wiley im Rahmen des Projekts DEAL erläutern werden und wie Sie davon profitieren können. Melden Sie sich direkt über die Veranstaltungsseite an oder unter openaccess@bibliothek.uni-kassel.de. Vielleicht ist ja auch unter den Webinaren von OpenAIRE etwas Interessantes für Sie dabei.
Die nachhaltige Gestaltung der Open-Access-Transformation muss kritisch diskutiert werden, doch die Notwendigkeit eines Wandels steht außer Frage. Laut einer Studie von Larivière et al. erschienen im Jahr 2013 53% aller naturwissenschaftlichen und medizinischen Fachartikel bei nur noch fünf Verlagen: Elsevier, Wiley, Springer, Taylor & Francis und der American Society of Chemistry (ACS). 1973 waren es lediglich 20%. Auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften vereinen die ersten vier dieser Big Player sowie der Verlag Sage die meisten Fachartikel auf sich mit einem Anstieg von 15% auf 51% im selben Zeitraum. Die jeweils fünf Verlage geben zudem über 50% der relevanten Zeitschriften in den genannten Disziplinen heraus. Die Konzentration des publizierten Wissens ermöglicht es ihnen, enorme Preissteigerungen zu verlangen, die dauerhaft nicht finanzierbar sind und Forschungseinrichtungen weltweit zu Kündigungen von E-Journal-Abonnements zwingen. Zugleich bleibt immer weniger Geld für den Bucherwerb, was gerade für Fächer mit Fokus auf Monografien nachteilig ist. Eine Verschlechterung der Literaturversorgung insgesamt ist die Folge.
Kurzum: Das Subskriptionsmodell ist nicht nachhaltig. Open Access dagegen kann es sein, wenn künftig die richtigen Akzente gesetzt werden. Mit welchen Maßnahmen wir unseren Open-Access-Publikationsfonds dauerhaft nachhaltig betreiben wollen, lesen Sie morgen.
Kontakt:
Dr. Tobias Pohlmann
openaccess@bibliothek.uni-kassel.de
0561 804 2529