Open Access Week 2019: APC – eine gute Idee?

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Seit 2013 verwaltet die UB den Open-Access-Publikationsfonds der Universität Kassel. Was klein anfing, hat sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt. 186 Artikel (Stand 17.10.2019) in reinen Gold-Open-Access-Zeitschriften haben wir inzwischen finanziert. Seit 2018 nimmt die Nachfrage rasant zu. Die tatsächlichen Ausgaben überschreiten die ursprünglich eingeplanten Summen bei weitem. Diese Entwicklung ist einerseits erfreulich, zeigt sie doch, dass Open Access an der Universität Kassel zunehmend an Bedeutung gewinnt. Aber sie ist auch eine Herausforderung.

Entwicklung Publikationsfonds

Entwicklung des Open-Access-Publikationsfonds der Universität Kassel (*Werte für 2019 extrapoliert auf Basis der Ausgaben und Artikelzahlen bis 17.10.2019)

Wurde der Fonds von 2014 bis 2019 mit abnehmendem Förderanteil von der DFG unterstützt, müssen wir ihn ab 2020 komplett aus Eigenmitteln tragen. Noch ist die Open-Access-Transformation aber nicht so weit fortgeschritten, dass wir die Ausgaben des Fonds durch Einsparungen aus gekündigten Zeitschriftensubskriptionen ausgleichen könnten. Deshalb werben wir seit einiger Zeit dafür, in Projektanträgen auch Artikelgebühren (article processing charges, APC) zu berücksichtigen, was bei vielen Fördermittelgebern inzwischen möglich ist, und den Fonds nur dann zu nutzen, wenn keine eigenen Gelder zur Verfügung stehen. Das BMBF setzt die Veröffentlichung im Open Access mittlerweile sogar voraus. Auch im Förderprogramm Horizon 2020 der EU besteht eine solche Verpflichtung, die künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. In der cOAlition S haben sich internationale Forschungsförderer zusammengefunden, darunter der Österreichische Wissenschaftsfonds, die Bill & Melinda Gates Foundation und die WHO, die ab 2021 Veröffentlichungen im Open Access erwarten. Die DFG unterstützt diesen Plan ebenso wie der Schweizer Nationalfonds, der im Gegensatz zu ersterer Open Access auch selbst schon zur Verpflichtung macht.

Für die dauerhafte Finanzierung des Fonds ist zudem eine nachhaltige Preisentwicklung bedeutsam. Ein wichtiger Grund für die Bemühungen um Open Access sind die steigenden Preise im Subskriptionsmarkt, die wir gestern beleuchtet haben. Geraten auch APCs in eine solche Preisspirale, ist am Ende nichts gewonnen. Zahlten wir 2013 noch durchschnittlich 981 EUR pro Artikel, waren es 2019 bereits 1.355 EUR (Stand 17.10.2019). Unser Fonds wird daher auch weiterhin nur Artikelgebühren bis maximal 2.000 EUR übernehmen, denn dieses Limit hat sich bewährt. So konnten wir eine Vereinbarung mit dem Verlag Frontiers treffen, der seine Artikelgebühren für uns immer auf 2.000 EUR brutto kappt. In Einzelfällen konnten Kasseler Autorinnen und Autoren auch bei anderen Verlagen eine entsprechende Reduktion erwirken. Zudem erhalten wir über das Institutional Open Access Program von MDPI bei diesem Verlag 25% Rabatt.

Den „Open-Access-Freikauf“ von Artikeln in Subskriptionszeitschriften (sogenannten hybriden Journals) bezahlen wir ebenfalls nicht. Solche Zeitschriften stehen im Ruf des sogenannten „double dipping“: Sie fordern Mittel für den Zugang und die Bereitstellung von Artikeln im Open Access.

Um zur Kostentransparenz im Open Access beizutragen, melden wir die aus unserem Fonds bezahlten Gebühren an OpenAPC. Unter Beteiligung einer immer größeren Zahl an Einrichtungen und Fördermittelgebern entsteht dort ein riesiger Datensatz, der eine Auswertung der APC-Entwicklung nach Jahr, Verlag, Land, Einrichtung und anderen Aspekten erlaubt.

Ob Open Access dauerhaft zu den gewünschten Einsparungen führen wird, ist nicht sicher, aber es wird viel getan, um die Kosten nicht ausarten zu lassen. Und einen Vorteil hat Open Access allemal: Im Gegensatz zu Subskriptionskosten, die meist im Verborgenen bleiben, sind unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei Open-Access-Zeitschriften im Bilde darüber, was uns, die Fördermittelgeber oder auch sie selbst ein Artikel kostet. Der eine oder die andere stellt sich dann vielleicht doch die Frage, ob es wirklich ein Artikel im High-Impact-Journal Nature Communications für 4.290 EUR sein muss, wenn eine Veröffentlichung andernorts wesentlich günstiger zu haben ist. Dies gilt umso mehr, als der Impact Factor, auf den einige Wissenschaftsdisziplinen fokussieren, nie dafür gedacht war, die Qualität einzelner Artikel zu messen. Auch in Journals mit hohem Impact Factor wird ein Großteil der Artikel kaum oder nie zitiert.

Eine weitere Herausforderung unseres Fonds ist die ungleiche Verteilung seiner Nutzer auf die Fachbereiche. Woran das liegt und welche Konsequenzen sich daraus für unsere Förderung ergeben, beleuchten wir im nächsten Artikel.

Veranstaltungshinweis: DEAL-Wiley-Workshop morgen, Mittwoch, 23. Oktober von 10:00 bis 11:30 Uhr unter dem Titel A New Era for Open Research. Lorna Stimson vom Verlag Wiley und Kai Geschuhn von der Max Planck Digital Library werden den Open-Access-Transformationsvertrag mit Wiley im Rahmen des Projekts DEAL erläutern und wie Sie davon profitieren können. Melden Sie sich direkt über die Veranstaltungsseite an oder unter openaccess@bibliothek.uni-kassel.de.

Kontakt:
Dr. Tobias Pohlmann
openaccess@bibliothek.uni-kassel.de
0561 804 2529

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