Ein Nachruf

Im hohen Alter von 85 Jahren starb am 23. Dezember 2020 der Handschriftenexperte und frühere Leiter der Landes- und Murhardschen Bibliothek, Dr. Hartmut Broszinski. Sein Name ist weit über die Region hinaus bekannt und geschätzt. Er hinterlässt ein reiches Erbe an wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere zu den Beständen der Bibliotheken in Kassel und Arolsen und zur Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des Kurhessischen Raumes.

Die Universitätsbibliothek Kassel trauert um ihren ehemaligen Mitarbeiter, Dr. Hartmut Broszinski


Von 1980 bis 1991 war Broszinski Chef am Standort Brüder-Grimm-Platz 4a. Während dieser Zeit arbeitete er, neben seinen Leitungsaufgaben, an der Erschließung der umfangreichen Sammlung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften der Landesbibliothek.

2011 veröffentlichte er den Katalog der Alchemica in Quart (s. Link), der zusammen mit einer umfangreichen Ausstellung die einzigartige Sammlung präsentierte. Die Kasseler alchemischen Handschriften entstammen dem breit gefächerten Buchbestand des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel. Den Katalog der Alchemica in Folio konnte er im vergangenen Jahr noch fertigstellen, sodass die Drucklegung des Bandes in absehbarer Zeit erfolgen kann.

Broszinski studierte Musik (Cello) und war zunächst als Orchestermusiker tätig. Dann folgte ein Studium der Fächer Germanistik, Altgermanistik, Anglistik und Musikwissenschaft in Heidelberg, wo er im Jahr 1969 mit der Arbeit Eine alemannische Bearbeitung der dem Guy de Chauliac zugeschriebenen ‚Chirurgia parva‘. Untersuchungen und kritische Ausgabe des Textes bei Gerhard Eis promovierte. Nach einer Ausbildung zum Bibliothekar übernahm er als DFG-Mitarbeiter die Bearbeitung des Katalogs der Kasseler medizinischen Handschriften. Mehr als zehn Jahre leitete er die Geschicke der Handschriften- und Musikabteilung der Landes- und Murhardschen Bibliothek. Darüber hinaus unterstützte er jahrelang die Arolser Hofbibliothek bei der Erschließung der Arolser Buchbestände. 1991 ging Broszinski als Leitender Bibliotheksdirektor nach Fulda und blieb dort bis zu seiner Pensionierung 1997.

Nicht nur als renommierter Wissenschaftler, sondern auch als langjähriger und geschätzter Kollege wird Broszinski, der in der Murhardschen liebevoll „Bro“ genannt wurde, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gedächtnis bleiben. Viele gute Erinnerungen an Veranstaltungen zu mittelalterlichen Handschriften, Musikautographen und anderen Zimelien aus den Sondersammlungen der Landesbibliothek sind und bleiben mit seinem Namen verbunden. Zuletzt waren seine Begeisterung und großartige Expertise 2015 bei dem (zusammen mit dem Verein cavata cassel e.V.) in der Elisabeth-Kirche aufgeführten Präsentationskonzert anlässlich der wieder aufgetauchten Quinta Vox des Madrigalwerks der Teutschen Weltlichen Lieder von Valentin Haußmann zu erleben.

Katalog der Alchemica in Quart


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