Die Sache mit den Verlagen

Wer soll das bezahlen? Die Preise mancher Zeitschriften - egal ob Print- oder Digitalausgabe - steigen ins Unermessliche

Man sollte meinen, wenn es zwei gibt, die in Eintracht und Harmonie miteinander leben können, dann sind das Bibliotheken und Verlage. Beide sind aufeinander angewiesen, voneinander in gewisser Weise abhängig und sollten an einem Strang ziehen.

Dass dies oft leider nicht so ist, zeigt die Preispolitik des weltweit größten Wissenschaftsverlages, Reed Elsevier. Obgleich die in den wissenschaftlichen Zeitschriften des Verlages erscheinenden Artikel dem Verlag kostenfrei abgegeben werden und die Qualitätsprüfung (Peer-Review) von Wissenschaftlern ebenfalls kostenfrei geleistet wird, werden für die Abonnements einer Zeitschrift i.d.R. Preise von vielen tausend bis über 20.000 Euro verlangt.

Da viele dieser Zeitschriften für die Wissenschaft unverzichtbar sind, setzt Elsevier seit vielen Jahren Preissteigerungen durch, die deutlich über der Inflationsrate liegen. Das können sich die Bibliotheken nicht mehr länger leisten.
Stellen Sie sich vor, dass z.B. der Durchschnittspreis der Zeitschriften, die an der Universitätsbibliothek Kassel abonniert sind, bei ca. 2.800 Euro liegt.

Über den Abschluß von sogenannten Konsortialverträgen wurde in den letzten Jahren in Hessen versucht, die Preise einigermassen stabil zu halten. Im Gegensatz dazu verpflichteten sich die Bibliotheken, von den Verlagen zusammengestellte Zeitschriften-Pakete zu abonnieren und nur ganz wenige Zeitschriften zu kündigen.

Aktuellste Entwicklung ist die im Februar 2012 gegründete Bewegung The Cost of Knowledge, die Wissenschaftler zum Boykott gegen Journale der Elsevier-Gruppe aufrufen. Im Mittelpunkt der Kritik stehen nicht nur die genannten Bündel-Abonnements, sondern auch die Tatsache, dass Elsevier angeblich ein massives Lobbying betreibe, um Initiativen wie open access zu unterbinden (Quelle: Wikipedia). Glücklicherweise erfährt die oa-Bewegung immer mehr Zuspruch; so setzt sich die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ in einer gerade veröffentlichten Pressemitteilung für eine umfassende Unterstützung ein.

Wo die Reise hingeht, kann niemand im Augenblick genau sagen. Fest steht, dass Wissenschaft und Forschung auf hochwertige Zeitschriften angewiesen sind. Aber genauso ist es ein Fakt, dass die Bibliotheken dem Preisanstieg nicht ewig gewachsen sein werden. Und doch dreht sich die Preisschraube immer weiter.
Die Informationsversorgung ist in Gefahr, wenn die Bibliotheken unabdingbar wichtige Informationsmittel nicht mehr in benötigtem Umfang zur Verfügung stellen können. Dies gilt es zu verhindern. Open access könnte ein möglicher Ausweg sein.

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