Mehr Open Access für die Geistes- und Sozialwissenschaften!

Ein Beitrag von Dr. Sarah Dellmann, Referendarin

Die UB Kassel ist überzeugte Befürworterin von Open Access (OA), denn die Veröffentlichung in frei zugänglichen Formaten bietet einige Vorteile: Open Access erhöht die Sichtbarkeit der Forschung, entlastet Lehrende von Copyright-Sorgen zur Nutzung von Kopien in Vorlesungen und ermöglicht Interessierten innerhalb wie außerhalb der Uni Zugang zu Wissen [1]. Doch gerade für Zeitschriften der Geistes- und Sozialwissenschaften ist die Finanzierung von Open Access oft ein Problem.

Ein verbreitetes Finanzierungsmodell für Open-Access-Artikel sind „Article Processing Charges“, kurz APC. Die Kosten werden von Abonnements auf die einzelnen Artikel verlagert. Die Höhe der APC variiert je nach Zeitschrift von wenigen hundert bis zu mehreren tausend Euro je Artikel. Deutsche Hochschulen zahlten 2019 durchschnittlich 1.500 Euro je Artikel im APC-Modell [2].
Kasseler Wissenschaftler*innen können sich diese Kosten durch unseren Publikationsfonds [3] erstatten lassen. Aber wie in einem Blogbeitrag von Oktober 2019 bereits dargestellt [4], wird der Fonds von Forschenden der Geistes- und Sozialwissenschaften kaum genutzt. Das APC-basierte Finanzierungsmodell konnte sich zwar für Zeitschriften der finanzstarken STM-Fächern (Naturwissenschaften, Medizin und Life Sciences) etablieren, nicht aber in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Um auch diesen Fächern ein Angebot zu machen, ist die UB Kassel am 27.02.2020 Mitglied der Open Library of Humanities (OLH) [5] geworden. OLH ist ein von Wissenschaftler*innen in England gegründeter, gemeinnütziger Verein ohne Gewinninteressen. Die Kosten für die Publikation von Zeitschriften werden durch Crowdfunding von Universitätsbibliotheken und Stiftungen gedeckt; Autor*innen müssen also keine APCs für die Publikation ihrer Artikel zahlen und auch die Leser*innen werden nicht zur Kasse gebeten, da die Zeitschriften direkt, uneingeschränkt und online publiziert werden.
Derzeit gibt die OLH 28 Zeitschriften [6] verschiedener Disziplinen heraus; durchschnittlich kommen jährlich zwei weitere Zeitschriften hinzu.

Auswahl von OLH-Zeitschriften, Screenshot von https://openlibhums.org/ (27.02.2020)

Im Januar 2020 befragten wir Forschende und Lehrbeauftragte der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zu OLH. Nach den vielen positiven Rückmeldungen ist uns die Entscheidung, hier mit einzusteigen, leichtgefallen. Nun gehören wir zu den weltweit knapp 300 Universitätsbibliotheken, die das Angebot von OLH ermöglichen.

Vielleicht ist ja auch für Ihre Lehrveranstaltung ein relevanter Artikel dabei oder Sie entdecken ein Journal, das für Ihre Publikation passend ist… Übrigens: OLH akzeptiert Bewerbungen von Zeitschriften, die auf ein Open-Access-Modell umsteigen möchten [7].

Links:
[1] Open Access an der Universität Kassel
[2] Übersicht der in 2019 gezahlten APCs durch deutsche Universitäten
[3] Open-Access-Publikationsfonds der Universität Kassel
[4] Open-Access-Publikationsfonds Verteilung der Nutzung auf die FBe
[5] Open Library of Humanities (OLH); Pressemitteilung der OLH zum Beitritt der UB Kassel
[6] OLH-Journals
[7] OLH Call for Journal Applications

Kontakt
Dr. Tobias Pohlmann
openaccess@bibliothek.uni-kassel.de
0561 804 2529


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