Neu an Bord von DEAL: Elsevier folgt Wiley und Springer Nature

Seit 2018 hatten Wissenschaftler:innen und Studierende der Universität Kassel keinen Zugriff mehr auf die aktuellen Zeitschriftenjahrgänge von Elsevier. Damit waren sie nicht allein. An den meisten deutschen Wissenschaftseinrichtungen sah die Situation nicht anders aus. Grund dafür waren die erfolglosen DEAL-Verhandlungen mit dem Großverlag. Im Zuge dessen kündigten viele universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ihre Subskriptionsverträge mit Elsevier. Bereits seit 2019 bzw. 2020 bestehen DEAL-Verträge mit den Verlagen Wiley und Springer Nature, für die jüngst Nachfolgeverträge abgeschlossen wurden. Ende 2023 gelang schließlich auch ein erfolgreicher Vertragsabschluss mit Elsevier. Die Universität Kassel nimmt an allen drei Verträgen teil. Sie haben eine Laufzeit bis einschließlich 2028.

Drei DEALs für die deutsche Wissenschaft: Ein neuer Open-Access-Transformationsvertrag mit Elsevier und zwei Folgeverträge mit Wiley und Springer Nature (Bild: kiberstalker | pixabay | Lizenz)

Vorteil Nummer 1: Als Forschende und Studierende der Universität Kassel haben Sie unbegrenzten Zugriff auf (fast) alle Zeitschriften der drei Verlage, in Summe über 5.000 Titel. Im Uninetz auf dem Campus können Sie direkt über die oben verlinkten Verlagsplattformen darauf zugreifen. Außerhalb des Campus suchen Sie die jeweiligen Zeitschriften bitte in unserem Katalogportal KARLA oder direkt in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek und nutzen Sie die dortigen Volltext- bzw. Recherchelinks. Auf allen drei Verlagsplattformen ist zudem auch eine direkte Anmeldung mit Ihrem Uniaccount möglich.

Vorteil Nummer 2: Als Corresponding Author können Sie Ihre Fachartikel bei den drei Verlagen ganz ohne eigene Kosten frei zugänglich im Open Access (OA) publizieren, sowohl in den hybriden Subskriptionszeitschriften als auch in den reinen Gold-OA-Zeitschriften der Verlage. Die Zahlung erfolgt zentral über die Universitätsbibliothek. Wie Sie im Rahmen von DEAL publizieren können, erfahren Sie auf unserer Webseite.

Alle drei Verträge werden rein publikationsbasiert abgerechnet. Für Artikel in Gold-OA-Zeitschriften gelten rabattierte Listenpreise. Pro Artikel in einer hybriden Subskriptionszeitschrift werden im ersten Vertragsjahr je nach Verlag und Zeitschrift 2.200 € bis 3.150 € netto erhoben, für Artikel in hybriden Zeitschriften der Elsevier-Marken Cell Press und The Lancet sogar stolze 6.450 €! Als Autor:in haben Sie die Möglichkeit, sich gegen die OA-Freischaltung Ihres Artikel zu entscheiden (sogenanntes Opt-out), wovon wir jedoch dringend abraten. Zum einen verzichten Sie dadurch auf eine bestmögliche Zugänglichkeit und weitestmögliche Rezeption Ihres Artikels, zum anderen gehen auch Opt-out-Artikel in die publikationsbasierte Abrechnung ein. Durch einen Verzicht sparen Sie der Universität Kassel keinen Cent.

Lohnt sich der Vertrag also für die Universität Kassel? Aus unseren Gesprächen mit Ihnen, den Forschenden unserer Universität, wissen wir, dass die Nachfrage nach Inhalten von Elsevier groß ist. Zudem wird der Publikationsoutput unserer Universität im Open Access sichtbarer. Auch bezüglich der Kosten stehen wir recht gut da. Eine exakte Kostenprognose ist aufgrund schwankender Publikationszahlen nicht möglich, jedoch zeigt die Erfahrung, dass sich unsere jährlichen Kosten für die DEAL-Verträge mit Wiley und Springer Nature in derselben Größenordnung bewegen wie für die früheren, reinen Subskriptionsverträge für den lesenden Zugriff. Für den DEAL-Vertrag mit Elsevier erwarten wir sogar eine Kostensenkung. Dennoch handelt es sich um kostenintensive Verträge, an denen es durchaus auch Kritik gibt, wie z. B. hier und hier. Ein Streitgespräch zu DEAL finden Sie in diesem Podcast. Kritisiert werden zum Teil hohe Artikelgebühren (s.o.), Preissteigerungen über die Vertragslaufzeit, die Verfestigung von Marktstrukturen mit einzelnen, hochpreisigen Großverlagen und eine fortbestehende Abhängigkeit von diesen, die Aufrechterhaltung der wissenschaftlichen Bewertungskultur (Publish or Perish) und Datentracking.

Was heißt das nun für Sie bzw. was können wir Ihnen empfehlen?

  1. Nutzen Sie die OA-Option im Rahmen von DEAL, wenn Sie bei einem der drei Verlage publizieren, aber hinterfragen Sie dabei auch, ob die Kosten für Artikel in den Cell-Press– und The-Lancet-Zeitschriften von Elsevier angemessen sind.
  2. Ziehen Sie neben den drei DEAL-Verlagen auch andere Publikationsorte in Betracht. Aktuell nimmt die Universität Kassel an elf weiteren OA-Verlagsvereinbarungen teil. In diesem Jahr neu hinzugekommen sind die Verträge mit Taylor & Francis, der Royal Society of Chemistry (RSC), der Association for Computing Machinery (ACM) und Rockefeller University Press.
  3. Suchen Sie im Directory of Open Access Journals (DOAJ) nach geeigneten Gold-OA-Zeitschriften und nutzen Sie unseren OA-Publikationsfonds.
  4. Setzen Sie sich für Publikationsorgane in der Hand der Wissenschaft ein, die keine Publikationsgebühren erheben (sogenanntes Diamond Open Access wie z. B. die Zeitschriften der Open Library of Humanities).
  5. Informieren Sie sich über Ansätze für einen Wandel der Wissenschaftsbewertung (DORA, CoARA) und unterstützen Sie diese in Ihren Communities.

Kontakt:
Dr. Tobias Pohlmann
openaccess@bibliothek.uni-kassel.de
0561 804 2529


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