Im Katalog der theologischen Handschriften: Das Gebetbuch der Kunigunde
Nahezu ein Lebenswerk:
Die wissenschaftliche Beschreibung der Manuscripta theologica der Universitätsbibliothek Kassel ist nach rund dreißig Jahren abgeschlossen. Vor wenigen Tagen ist im Verlag Harrassowitz (Wiesbaden) der dritte Katalogband von
Dr. Konrad Wiedemann zu dieser Bestandsgruppe erschienen.
Darin werden auf mehr als 200 Seiten über 250 einzelne Handschriften aus zwölf Jahrhunderten detailliert und in vielen Fällen erstmalig für die weitere Forschung erschlossen. Unter den jetzt beschriebenen Handschriften befinden sich so prominente Stücke wie die Kasseler Glossen oder das Gebetbuch der Kaiserin Kunigunde, aber auch zahlreiche Codices für den liturgischen Gebrauch in Kirchen und Klöstern. Bei den jüngeren Stücken bemerkenswert ist eine umfangreiche Sammlung von Schriften der mystisch-spiritualistischen Glaubensgemeinschaft der Engelsbrüder (Gichtelianer) aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Die Kasseler theologischen Handschriften, deren Kernbestand im Verlauf der Jahrhunderte vor allem aus Kloster- und Stiftsbibliotheken an die hessischen Landgrafenhöfe gelangte, sind neben den alchemischen Manuskripten das umfangreichste und bedeutendste Handschriftensegment, das heute in den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Kassel aufbewahrt wird: Es handelt sich dabei insgesamt um mehr als 430 Manuskriptbände und nahezu 250 Fragmente. „Mit der nun vollendeten wissenschaftlichen Grunderschließung der Kasseler Theologica verbindet sich natürlich auch die Hoffnung, dass die ohnehin rege Forschung an diesem wichtigen Bestand künftig weitere Impulse durch den soeben erschienenen Katalog erhält“, so der leitende Bibliotheksdirektor Dr. Axel Halle.
Dass die wissenschaftliche Katalogisierung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Handschriften hochspezialisierte Bearbeitung erfordert und zudem eine oft mühsame und zeitintensive Aufgabe darstellt, ist unter Handschriftenforschern kein Geheimnis. Und nicht selten zieht sich die Gesamtkatalogisierung einer umfangreichen Handschriftengruppe über viele Jahre oder auch Jahrzehnte hin. Jedoch rechnete Dr. Konrad Wiedemann, als er im Frühjahr 1984 als Mitarbeiter eines Drittmittelprojekts mit seiner Arbeit begann, keinesfalls damit, dass die Katalogisierung der Kasseler theologischen Handschriften sich zu einer Lebensaufgabe entwickeln und ihn bis in seinen Ruhestand hinein begleiten würde.
Während in den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Projektmitarbeiter die Erschließung rasch voranschritt, verhinderten später seine vielfältigen Aufgaben als Leiter der Handschriftenabteilung wie auch der Landes- und Murhardschen Bibliothek den zügigen Fortgang der Katalogisierungsarbeiten. Dennoch widmete sich Dr. Wiedemann weiterhin, wann immer ihm Zeit blieb, der Beschreibung der theologischen Handschriften und erschloss so über die Jahre hunderte weiterer Manuskripte und Fragmente. Durch seine drei Jahrzehnte andauernde Kärrnerarbeit ermöglicht Dr. Wiedemann der Wissenschaft nun erstmals einen vollständigen Überblick über das Segment der Manuscripta theologica im Bestand der Universitätsbibliothek Kassel.
Konrad Wiedemann: Manuscripta theologica. Die Handschriften in Quarto
Reihe: Die Handschriften der UB Kassel, 1. Aufl., Wiesbaden: Harrassowitz, 2015,
ISBN: 9783447103329